Autor: Oliver Stuke, Produktfeldleiter Elektromechanik/Design bei der Albrecht Jung GmbH & Co. KG
Konsequent flächenbündig – Wie Schalterdesign ein integrativer Teil der Innenarchitektur wird
Die puristische Gestaltung setzt sich in der modernen Innenarchitektur mehr und mehr durch. Fließende, ebene Übergänge zwischen Flächen und Bauelementen sind gefragt. Hersteller von Türen, Fenstern, Beschlägen oder Leuchten haben bereits Lösungen, die die Anforderungen von Architekten und Interieur Designern berücksichtigen: Türzargen können putzbündig verbaut werden, Spots integrieren sich ohne sichtbaren Materialübergang formal in die Decke. In der Elektroinstallation jedoch fehlte bisher ein Konzept, das eine konsequent flächenbündige Montage in Serie ermöglicht. Das Unternehmen Jung nahm diese Herausforderung an und präsentierte auf der Light+ Building im März 2016 erstmals sein Schalterdesign LS ZERO.
Herausforderungen und Ansätze
Ziel bei der Entwicklung von LS ZERO war es, ein Design zu schaffen, das basierend auf dem bewährten LS 990 Flächenschalter mit schmalem Rahmen putzbündig in die Wand „eintaucht“. Die Lösung sollte zudem auf Möbel übertragbar sein, um die Umsetzung auch speziell für Küchen und Bäder fortführen zu können. Ebenso wichtig wie die formalen und funktionalen Aspekte war es, ein leicht verständliches und auf Standards aufsetzendes Installationskonzept zu entwickeln. Entscheidend war, das Verständnis und das Wissen um die Arbeitsweisen anderer Gewerke zu erlangen und dies entsprechend für die Gestaltung von LS ZERO zu berücksichtigen. Dabei wurden internationale Installationsstandards und -gewohnheiten berücksichtigt, um etwa die Montage auf die unterschiedlichen Gerätedosen sicherzustellen.
Gründliche Recherche als Basis
Der Entwicklung von LS ZERO ging eine umfangreiche Marktrecherche voraus. Dazu wurden zum einen die Lösungen verschiedener Marktbegleiter in der Installationsumgebung analysiert und bewertet. Zum anderen wurden in einer breit angelegten Befragung Architekten, Planer und Interieur Designer interviewt sowie Elektroinstallateure, Maler/Stuckateure und Verputzer als Vertreter der beteiligten Gewerke.
Eine große Aufgabe stellte in dieser Phase der Übergang vom Designrahmen zur Wand dar. Denn die übliche Elektroinstallation weist nach dem Entfernen des Putzdeckels eine undefinierte Kante auf, die nur durch einen breiten Rahmen abgedeckt werden kann. In einer zweiten Befragung wurden die Konzeptideen bewertet, sodass sich schließlich ein von allen Befragten favorisierter Ansatz festigte. Basierend auf dem Schalterdesign LS 990 sah dieses Konzept einen Einputzadapter vor, der in der Kombination mit den unterschiedlichen länderspezifischen Gerätedosen in die Putzschicht eingebracht werden konnte und mit den verschiedenen Putzmaterialien eine stoffschlüssige Verbindung eingehen sollte. Für die Installation im Trockenbau hielt die erste Beplankungsebene den notwendigen Platz bereit, und für die Umsetzung im Möbeleinbau konnte die entsprechende Kontur durch mechanische Bearbeitung eingebracht werden. Um einen optisch nahtlosen Übergang und ein gleichmäßiges Spaltmaß zu gewährleisten, sollte die innere Kante des Einputzadapters den Abschluss zum Schalter(rahmen) bilden.
Von der Idee zur Lösung
Nachdem die Werkstoffe zum Verputzen und Verspachteln bei Mauerwerk und Trockenbau definiert worden waren, begann die Recherche nach dem geeigneten Material für den neu zu konstruierenden Einputzadapter. Dazu befragte Jung Experten zum Thema „Werkstoffe“ zu spezifischen Eigenschaften, Verarbeitungsmöglichkeiten etc. Die einzelnen Materialien durchliefen diverse Testreihen, um danach gegebenenfalls in die engere Auswahl genommen zu werden. Ziel war ein Werkstoff, der sowohl im Trockenbau wie im Mauerwerk funktionierte, um den logistischen Aufwand für Planer und Installateur bei der Bestellung und vor Ort auf der Baustelle so gering wie möglich zu halten.
Schnell wurde deutlich, dass die getesteten Kunststoffe keine ausreichende Verbindung zu den Putz- und Spachtelmaterialien eingehen konnten und so die innere Kante des Einputzadapters in der verputzten Wand sichtbar blieb. Auch die Formstabilität bewertete das Jung Projektteam als unzureichend. Nach weiteren, umfassenden Materialrecherchen fand sich schließlich ein keramischer Werkstoff, der alle notwendigen Verbindungseigenschaften mitbrachte und sich „wie aus einem Guss“ in die Wand einbauen ließ. Letztlich wurde eine Kombination aus Keramik und Kunststoff gewählt.
Aus dieser Abstimmung entstand das Anforderungsprofil für die Montage des neuen Einputzadapters sowie die Vorgabe für seine Höhe. Denn dieses Maß schafft – abgeleitet von der Stärke einer handelsüblichen Rigipsplatte und der mindestens aufzubringenden Putzmenge – die weitere Voraussetzung für eine einheitliche Umsetzung in Trockenbau und Mauerwerk. Weiterhin wurde deutlich, dass das nachträgliche Ausrichten des Einputzadapters in der verputzten Wand sinnvoll ist, um einen perfekten Übergang zu gewährleisten. Aus diesem Grund entwickelte Jung zusätzlich einen Platzhalter aus Styropor („Einputzhilfe“), der je nach Untergrund verschiedene Aufgaben erfüllt. Bei der Montage im Mauerwerk übernimmt diese Einputzhilfe die Funktion eines Putzdeckels, sodass nach dem Verputzen der nötige Freiraum für die flächenbündige Ausrichtung des Einputzadapters entsteht. Bei der Trockenbaumontage dient die Einputzhilfe als Schablone zum Anzeichnen des Ausschnitts in der ersten Beplankungsebene.
Drei Montagearten – drei einfache Abläufe
Die flächenbündige Montage von LS ZERO in Mauerwerk, Trockenbau und im Möbeleinbau verläuft mit geringem Aufwand. Mittels Einputzadapter wird in Mauerwerk und Trockenbau dabei eine stoffschlüssige Verbindung mit dem Putz erreicht; im Möbeleinbau gehen LS ZERO und Möbel ebenfalls optisch ineinander über. Zu den drei Montageabläufen finden sich unter jung.de/lszero anschauliche Filme.
Montageschritte Mauerwerk
- Freimachung für Gerätedose z. B. mittels Bohrkrone. Dabei berücksichtigen, dass die Gerätedose wandbündig eingegipst werden sollte (Putzschicht muss sonst um den Betrag des Überstands stärker aufgetragen werden).
- Mitte der Gerätedose auf die Wand übertragen.
- Einputzhilfe mittels Markierungen mittig über der Gerätedose ausrichten und auf die Wand heften.
- Putz in üblicher Weise und je nach Anforderungen aufbringen. Dabei gibt die Einputzhilfe die Putzstärke vor.
- Nach der Trocknung die Einputzhilfe entfernen und Freiraum säubern.
- Jetzt den Einputzadapter rückseitig mit Gips bestreichen und in den entstandenen Freiraum bringen. Darauf achten, dass die Ausschnitte und Schraubenlöcher des Einputzadapters mit denen der Gerätedose übereinstimmen. Nun den Einputzadapter ausrichten und in Flucht mit der fertig verputzten Wand bringen.
- Nach dem Trocknen wird der verbliebene Zwischenraum mit Putzmasse aufgefüllt und abgezogen. Der Einputzadapter liegt nun flächenbündig in der Wand.
- Nach dem Schleifen der Fläche ist der Einputzadapter übergangslos in der Putzschicht eingebettet und wird optisch Teil der Wand. Die inneren Kanten des Einputzadapters bilden den fertigen Abschluss zum LS ZERO-Designrahmen.
- Die Elektroinstallation und die Installation der Designabdeckungen erfolgen wie gewohnt.
Montageschritte Trockenbau
- Trockenbauwand in gewohnter Weise aufstellen und bearbeiten. Eine doppelte Beplankung wird vorausgesetzt.
- Freimachung für Gerätedose z. B. mittels Bohrkrone.
- Mitte der Gerätedose auf die Wand übertragen.
- Einputzhilfe mittels Markierungen mittig über der Gerätedose ausrichten und ringsherum anzeichnen, um die Größe der Freimachung zu markieren.
- Jetzt mit einem Cutter und einer Schiene um den markierten Bereich herum schneiden und die erste Beplankungsebene herausnehmen.
- Gerätedose wie üblich auf der darunterliegenden Beplankungsebene fixieren.
- Einputzadapter in der Freimachung ausrichten und mittels der Dosenschrauben auf der Dose fixieren.
- Nun den verbliebenen Zwischenraum mit Spachtelmasse auffüllen und abziehen. Der Einputzadapter liegt flächenbündig in der Wand.
- Nach dem Schleifen der Fläche ist der Einputzadapter übergangslos in die Trockenbauwand eingebettet. Die inneren Kanten des Einputzadapters bilden den fertigen Abschluss zum LS ZERO-Designrahmen.
- Die Elektroinstallation und die Installation der Designabdeckungen erfolgen wie gewohnt.
Möbeleinbau
Für den Möbeleinbau wird die Kontur des Einputzadapters mittels Fräse in das jeweilige Teil eingebracht. Die Verwendung des Einputzadapters ist in diesem Fall unnötig. Alle erforderlichen Zeichnungsdaten stehen zum Download unter jung.de/lszero zur Verfügung. Die Montage erfolgt anschließend standardmäßig; dabei liegt der LS ZERO-Designrahmen direkt in der Freimachung und bildet einen flächenbündigen Übergang mit dem Möbel.
Alternative: 3 mm Aufbauhöhe
Alternativ steht LS ZERO auch in einer Variante mit 3 mm Aufbauhöhe zur Verfügung. Diese eignet sich zum Beispiel ideal für Wände mit Tapeten/Wandbekleidungen. Der Designrahmen überlappt hier minimal die Tapetenkante und gibt so die optische Harmonie. Auch diese Ausführung ist geeignet für eine Putz- bzw. Gipskartonstärke von 12,5 mm.
Das Konzept geht auf
Fast ein dreiviertel Jahr nach Markteinführung zeigen die positiven Rückmeldungen aus dem Markt, dass die intensiven Vorarbeiten von Jung bei der Entwicklung von LS ZERO der Schlüssel zum Erfolg waren. Bereits während der Light + Building waren die ersten Reaktionen eindeutig: „gelungenes, schlüssiges Design“, „einfache Montage“ – bis hin zu „Das ist so einfach, das muss es doch bereits geben!“. Dem schließt sich auch das Feedback der Fachleute an, die LS ZERO seitdem verbaut haben. Zusätzlich belegen Auszeichnungen wie der Plus X Award, Iconic Award und Innovationspreis Architektur + Technik, dass sich das neue Jung Schalterdesign hervorragend am Markt platziert.
Mit LS ZERO ist Jung die konsequente Umsetzung eines flächenbündigen Schalterdesigns gelungen. Neben dem neuartigen Erscheinungsbild und der Funktionsbreite überzeugt vor allem das durchdachte Konzept. Damit werden nicht nur die Anforderungen von Architekten und Interieur Designern erfüllt, sondern auch die gewerkeübergreifenden Abläufe bei der Installation sprechen in ihrer Schlüssigkeit und Einfachheit für sich.
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