KNOW-HOW Günstig oder reichweitensicher? CO2-neutral oder schnell mal volltanken? Und ist ein E-Auto überhaupt so viel besser für die Umwelt? Mythen, Fakten und persönliche Vorlieben prägen die Entscheidung. Eine Übersicht der Entscheidungsfaktoren.

Ein Beitrag von Helena Zottmann

Die Kosten(ersparnis)

Ginge es rein um die Kosten, spricht derzeit viel für ein E-Auto: Elektrofahrzeuge sind von der NoVA befreit, Unternehmer mit entsprechender Unternehmensform dürfen sich die Vorsteuer zurückzuholen und es entfällt die motorbezogene Versicherungssteuer. Außerdem sind E-Autos jedenfalls noch bis Ende 2018 gefördert. Drei Fahrzeuge im Preisvergleich mit ihrem Verbrennerpendant.

Der Kostenvergleich

EINKAUF Nissan e-NV 200 24 kW Vergleichbarer Verbrenner (130 g CO2/km/110 PS) zB Citroen Jumpy
Netto-Listenpreis ohne NoVA 31.420 31.420
+Ust 6.280 6.280
Brutto Listenpreis 37.704 37.704
NoVA 0 2.214
Vorsteuerabzugsberechtigter Betrag 6.280 0
Förderungen 1.500 0
Endpreis 29.920 39.918
Motorbezogene Versicherungssteuer (8 Jahre) 0 3.387
Ersparnis beim Kauf – 9.998 €  
Ersparnis nach 8 Jahren – 13.385 €  
EINKAUF Renault Zoe Life 240 Vergleichbarer Verbrenner (130 g CO2/km/60 PS) zB Renault Clio
Netto-Listenpreis ohne NoVA 17.825 17.825
+Ust 3.565 3.565
Brutto Listenpreis 21.390 21.390
NoVA 0 770
Vorsteuerabzugsberechtigter Betrag 3.565 0
Förderungen 1.500 0
Endpreis 16.325 22.160
Motorbezogene Versicherungssteuer (8 Jahre) 0 1.208
Ersparnis beim Kauf – 5.835  
Ersparnis nach 8 Jahren – 7.043  
EINKAUF VW e-Golf Vergleichbarer Verbrenner (120 g CO2/km/90 PS) zB VW Golf
Netto-Listenpreis ohne NoVA 30.608 30.608
+Ust 6.122 6.122
Brutto Listenpreis 36.730 36.730
NoVA 0 924
Vorsteuerabzugsberechtigter Betrag 6.122 0
Förderungen 1.500 0
Endpreis 29.108 37.654
Motorbezogene Versicherungssteuer (8 Jahre) 0 2.514
Ersparnis beim Kauf – 8.546  
Ersparnis nach 8 Jahren – 11.060  

Quelle: http://www.austrian-mobile-power.at/steuerrechner/

Die Reichweite

Die Reichweite ist wohl der größte Kritikpunkt, wenn es darum geht die eigenen Wünsche mit der Wirklichkeit zu verbinden. Am Papier stehen 400 Kilometer, doch was am Papier steht, entspricht selten der Realität. Das NEFZ-Messverfahren kann aufgrund des Messverfahren lediglich als grober Vergleichswert herangezogen werden. „Die NEFZ-Problematik ist beim Verbrenner genau dieselbe. Die Bedingungen im Labor hat man auf der Straße eben nicht“, meint Fuhrparkmanagerin Marcella Kral beim ÖAMTC. „Im E-Auto fährt man nie so lange bis die Maximalreichweite ausgereizt ist“, sagt Philipp Pascal Kalomiris. Er führt ein Beratungsunternehmen für die E-Mobilität und fährt selbst einen Nissan Leaf. E-Autofahrerinnen und E-Autofahrer suchen immer schon lange vor dem Batterieleerstand eine Ladestelle auf oder nutzen längere Pausen und die Nächte zum Vollladen.Die Reichweite hängt stark vom eigenen Fahrstil ab, daher muss auch der eigene Fahrstil als Kriterium herangezogen werden, ob sich ein E-Auto lohnt. „Man sollte wissen, wie man am besten rekuperiert, also Reichweite gewinnt durchs Fahren“, sagt Marcella Kral. Im Interview erzählt E-Taxifahrer Andreas Bürger, wie sich sein Fahrstil durch das E-Auto geändert hat.

Vergleich: Reichweite real vs. NEF

Die Reichweite von Elektrofahrzeugen wurde bisher mittels NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) ermittelt: Dabei werden die drei Phasen Stillstand, Stadtverkehr und Überlandverkehr bis maximal 120 km/h berücksichtigt. Die Reichweiten wichen von der Praxis meist deutlich ab. Das lag an der Bereifung, am Fahrstil, an der Beladung oder den niedrigen Temperaturen im Winter. Hersteller versuchen sich mit eigenen Reichweitenrechnern zu helfen und die TÜV AUSTRIA berücksichtigt sämtliche Faktoren in deren Fahrversuchen. Seit 2017 sorgt der neue WLTP-Zyklus (Worldwide Harmonized Lights Vehicles Test Procedures) für ein realistischeres Bild: Der dynamischere Zyklus dauert länger, berücksichtigt unterschiedliche Gewichte und Temperaturen und misst bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 131km/h.

Nissan Leaf 30 kW: Mind. 82 km, Durchschnitt: 114 km, Max. 138 km, NEFZ 250 km

BMW i3 94 Ah: Mind. 120 km, Durchschnitt: 165 km, Max. 203 km, NEFZ 300 km

Die Ökobilanz

Mit sauberer Mobilität, PV-Anlagen am Dach und zufriedenen E-Auto fahrenden Mitarbeitern lässt sich ein ganz schönes Bild des eigenen Unternehmens zeichnen. Tatsächlich wird aber gerade die Umweltbilanz des E-Autos immer wieder ins Negative gekehrt. Tatsächlich ist die Ökobilanz eines E-Autos beim Kauf nicht viel besser als die eines Verbrenners. Aber bereits nach wenigen Jahren im Betrieb hängt das E-Auto den Verbrenner ab. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes Österreich vom Frühjahr 2016 fällt die Treibhausgas-Bilanz eines Elektroautos pro gefahrenen Kilometer am besten aus. Hybrid-Fahrzeuge stoßen rund 8 % weniger THG-Emissionen aus, Elektrofahrzeugen sogar 75–90 % weniger als ihre Verbrennerpendants. Dabei jedenfalls zu beachten: Fahrsituation, Akku-Lebensdauer und Fahrzeugherstellung wirken sich maßgeblich auf die Ökobilanz aus. Die geringsten Umweltauswirkungen verursachen Elektroautos, die mit niedrigen Geschwindigkeiten gefahren werden.

Fahrzeug (Umweltbundesamt 2017) THG (g/km) NOx (g/km) PM (g/km) Energieaufwand kumuliert (kWh/km)
Benzin 225 0,148 0,024 0,81
Hybrid Benzin 184 0,128 0,023 0,66
PHEV Benzin 165 0,152 0,024 0,68
Diesel 178 0,271 0,021 0,65
Hybrid Diesel 146 0,226 0,020 0,54
Gas (CNG) 160 0,125 0,018 0,77
EV 101 0,184 0,029 0,57
EV (UZ46) 30 0,091 0,025 0,38
Wasserstoff (UZ46) 29 0,092 0,022 0,63

THG….Treibhausgase, insbesondere CO2, NOx….Stickoxide, PM….Partikel, Feinstaub, UZ46….Grüner Strom laut Umweltzeichen 46, CNG….Compressed Natural Gas

Der Umstellungsprozess

Neben den vielen Fakten und Vergleichen geht es beim Umstieg auch um die eigene Umstellung und die Frage, ob man schon bereit ist, das neue Fahr- und Ladeverhalten anzunehmen. „Das Verhalten beim E-Auto ist doch ein ganz anderes. Man plant Fahrpausen anders, nutzt Stehzeiten anders aus“, sagt Marcus Fehringer von TÜV Austria. TÜV Austria berät Kunden mit dem Wunsch die Flotten umzustellen, die Veränderung, den Change Prozess im Fuhrpark, mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen zu begleiten. Das beziehe sich sehr stark auf die interne Kommunikation: „Die Dienstwagenfahrerin und der Dienstwagenfahrer sind die Zielgruppe“, meint er. Management und Chefs mögen die Entscheidung treffen, getragen wird die Umstellung von den Angestellten. Egal ob es sich um effizienteres Fuhrparkmanagement, um neue Berufe oder um Fahrtechniktrainings handelt – es gibt zahlreiche Weiterbildungsprogramme, die bei verschiedenen Stellen angeboten werden.

2 Kommentare
  1. Karl Tiran
    Karl Tiran sagte:

    Ein E-Fahrzeug (EFZ) weist bei gleicher Fahrweise wie bei einem Vebrenner gewohnt einen Energieverbrauch von etwa 0,27kWh/km auf. Man kann durch besonders vorausschauendeds Fahren diesen Wert auf minimal ca. 0,20kWh/km drücken wenn man „garstige Verbraucher“ wie Heizung, Klima, Multimedia etc. nicht verwendet. Der BMW i3 mit einer Batteriekapazität von 33,2kWh kann somit unter besten (Normal-) Bedingungen eine Reichweite von 166km erreichen, dies aber auch nur, wenn nicht zuvor eine Schnellladung durchgeführt worden ist. Denn bei Schnellladung verringert sich die verfügbare Kapazität auf 27,2kWh (entspricht 136km) laut BMW. Für einen Elektriker, der Reparaturen im Stadtgebiet von Graz durchführt kann daher ein EFZ eine durchaus vernünftige und umweltschonende (woher kommt denn der Strom?) Alternative sein. Für Montageteams, die zur Baustelle müssen und ev. zwischendurch auch noch Material holen müssen sieht die Sache dann schon wieder anders aus. Die Lebensdauer des Li-Ion Akkus liegt heute bei etwa 750-1000 (geringe Anzahl von Schnellladungen!) bzw. bei 500 Zyklen (hohe Anzahl von Schnellladungen). Das entspricht einer Kilometerleistung von 1000x166km=166.000km bzw. 500x136km=68.000km. (Bei 60.000 km fährt man mit einem Volvo gerade einmal aus Sicherheitsgründen zur Inspektion). Der Umweltgedanke, wenn man nach durchschnittlich 100.000 -120.000km den Akku tauschen muss, ist dann übrigens auch wieder futsch.

    Liebe Grüße aus der Steiermark!

  2. Schmid
    Schmid sagte:

    Vergleich mit Listenpreisen nicht seriös; bei Citroen gibt es z.B. 30% Nachlass und bei Kastenwägen keine Nova.

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